Tortenschlacht
Die emotionale Funktion der Daten
Muthesius Kunsthochschule, Kiel, 12–15.11.2013
Meistens besteht Informationsgestaltung aus der Analyse, der Organisation und dem Verständnis der Daten, die es zu gestalten gilt. Ziel ist die Übersetzung komplexer Information in eine einfache, grafische Form. Leicht zugänglich und auf den ersten Blick verständlich.
Doch was, wenn diese Daten in eine visuelle Sprache übersetzt werden, die nicht in erster Linie den Verstand, sondern die Gefühle des Betrachters ansprechen? Wir wollten eine experimentellere, emotionalere Annäherung wagen.
Dabei entsprach der Prozess der Visualisierung der Torte in der Hand mit dem Publikum als Zielscheibe.
Anhand eines umstrittenen Themas wie der Lebensmittelindustrie sollte eine emotionale Diskussion in Gang gesetzt werden, in der der Gestalter hinter den abstrakten Daten hervor tritt und selbst Stellung bezieht.
Und so kamen wir über die Torte zu ihren Zutaten, genauer dem Ei und dessen industriellen Produktion in Deutschland.
Innerhalb der vier Workshoptage entwickelten die zwanzig teilnehmenden Studenten in Gruppenarbeit vier Grafiken. Die Wahl der Werkzeuge und Materialen stand ihnen frei.
Eigelb-Generator
Je nach Futterbeimischung nimmt das Eigelb eine andere Farbe an. Der offizielle Farbfächer für Eigelbe umfasst 15 Gelbtöne, die auf dem zentralen Zahnrad aufgeführt werden. Je nach Wunschfarbe wird der jeweilige Futterzusatz anzeigt. Ziel ist, den Konsumenten selbst seine Lieblingsfarbe wählen zu lassen und damit eine Maschinerie aus Zahnrädern in Gang zu setzen, die viele Informationen aufzeigen, nur nicht das Huhn.
AktionsEi
Eine Guerilla Aktion die sich an die Käufer von Eiern aus billigster Haltungsform richtet. Die Aktionseier werden in die Eierkartons geschmuggelt und sollen dem Konsumenten die Konsequenzen seines Kaufs für die Legehennen deutlich machen.
Die Eier Maschinerie
Das Patent auf die weltweit für die Eiproduktion gezüchtete Hybrid Legehenne ist der Hand von zwei großen Firmen. Einer gehört das Patent für braune, der anderen das Patent für weiße Eier. Aus diesen beiden “Gentanks” stammen alle Eier die jährlich in Deutschland produziert werden. Die Maschine führt den Prozess ad absurdum, in dem es nichtmehr um das Lebewesen Huhn geht, sondern allein um optimierte Produktionsvorgänge.
Hühner Glück & Erden Wohl
Die Analyse der Daten hat ergeben, dass sich der Verbraucher beim Kauf eines Eies entscheiden muss, was ihm wichtiger ist: Tierschutz oder Umweltschutz. Die Plakate zeigen die Vor- und Nachteile der einzelnen Haltungsformen. Es wird deutlich, dass beides auf einmal nicht möglich ist. Die Schlussfolgerung bleibt offen.
Vielen Dank an die Prof. Tom Duscher (Digitale und Interaktive Medien) und Prof. Wolfgang Sasse (Sprache und Kommunikation) für die Einladung.
Und natürlich vielen Dank an die Workshopteilnehmer: Janike Beste, Talea Büscher, Lisa Debacher, Katjia Duwe, Celina Gertz, Matthias Grimme, Marko Grujić, Mirko Hamann, Juliane Hohlbaum, Gerrit Hoffschulte, Jan Kristian Jensen, Elina Martian, Manuel Reitz, Stephan Schakulat , Florian Scheske, Vanessa Schnurre, Uwe Steffen, Marina Veselova, Julian Wallmeroth.